Golfclub Bodensee-Weissensberg

Ein Platz mit viel Charakter

Fast alle sind sich einig, dass dieser Platz zu den schwierigsten in Deutschland gehört. Doch er hat auch seine schönen Seiten! Die Clubmitglieder kommen aus vier Ländern, was interessante Kontakte verspricht. Zudem steht mittendrin ein clubeigenes Hotel und sogar eine Riesenschildkröte konnte auf dem Platz domestiziert werden. Ein paar Bälle mehr sollte man freilich mitnehmen.

Grenzenloses Projekt

Der Golfclub Bodensee-Weissensberg, wenige Kilometer von Lindau entfernt, wurde 1986 in Zürich gegründet. Ein Club nach Schweizer Recht auf deutschem Boden! Wie das? Schon in den 1960er Jahren hatte eine Gruppe von Initianten begonnen in der Region Landparzellen für einen Golfplatz zu erwerben. Das Projekt geriet jedoch ins Stocken. Ende der siebziger Jahre konnte der englisch-amerikanische Golfplatzarchitekt Robert Trent-Jones Sr. für das Projekt gewonnen werden. Es wurde geplant und die Baugesuche eingegeben.
Grenzenloses Projekt
Auf der anderen Seite des Sees hatten die beiden Schweizer Josef und Konrad Gadient die Idee, im nahen Ausland eine Golfanlage zu realisieren und dem Schweizerischen Golfverband (ASG) beizutreten. Es fügte sich, und so konnten sie 1985 das Gelände samt dem fertigen Trent-Jones-Projekt erwerben. Und dann ging es los. Der Gründungsversammlung des Clubs im Februar 1986 folgte im Juli 1988 die Einweihung des 18-Loch-Meisterschaftsplatzes inklusive des damals vom Kuoni-Management geführten Golfhotels.
Weissenberg
Nach diesem fulminanten Start gab es jedoch immer wieder Turbulenzen um die Finanzierbarkeit der Anlage, die den Akteuren viel Ausdauer, viel Glück, Kapital und Zeit abverlangte. Heute teilen sich die Anlage ein Schweizer und ein Deutscher Club, denen auch das Hotel gehört. Seit 2014 wurde der Platz mit zahlreichen Neuerungen und Modernisierungen weiterentwickelt, indem Abschläge, Bunker und Waldstücke dem modernen Golfspiel angepasst werden konnten. Damit wurde der Platz für alle Spielklassen noch attraktiver.
Der Stardesigner hat kreiert

Der Stardesigner hat kreiert

Entworfen und modelliert hatte Robert Trent-Jones Senior (1906-2000). Nach seiner Karriere als Golfprofi wurde er einer der erfolgreichsten Platzarchitekten. Er war offenbar begeistert von «the beautiful Bavarian landscape» und baute hier seine erste Anlage in Deutschland, während er weltweit in 35 Ländern mehr als 500 Golfplätze entworfen oder neu gestaltet hatte. Dementsprechend selbstbewusst soll er auch verkündet haben: «Die Sonne geht auf einem Golfplatz von Robert Trent Jones nie unter.»
Hier, unweit des Bodensees ist ihm ein herausragender Wurf gelungen, der auch ambitionierten Golfern die notwendige Spannung bietet. Lange und enge Fairways, knapp 100 Bunker und zahllose Wasserhindernisse sowie erhöhte Greens zwingen immer wieder zu taktischen Entscheidungen. Und das ganz im Sinne von Trent Jones, der meinte: «Das Wesen des strategischen Designs ist es, den Unternehmungsgeist zu bestärken und den denkenden Spieler zu belohnen.»
Lange und enge Fairways, knapp 100 Bunker und zahllose Wasserhindernisse

Wasser, Wald, Bunker …

Die ersten 9 Löcher sind rund um das Clubhaus angelegt. Dabei wechseln enge, waldreiche Spielbahnen mit langen frei gelegenen Doglegs. Schon bei Tee 1 zeigen sich über dem Green die Alpen. Doch viele werden das vermutlich gar nicht wahrnehmen, denn sie haben neben ihrer Anfangsnervosität eine schmale Bahn vor sich und die Argusaugen der Terrassen-Gäste im Nacken. Da sind von Anfang an starke Nerven gefragt. Die Landezone beim ersten Abschlag ist tatsächlich sehr eng und das Green erhöht und modelliert. Nach einem moderaten 2. Loch folgt ein Par 4 mit Dogleg nach links, bestückt mit sieben Bunkern, sechs davon links, einer im Dogleg rechts.

Wasser, Wald, Bunker
Optisch sehr imposant zeigt sich dann die 5. Spielbahn, ein Par 3 mit 165 m. Das Green ist vorn und links von Wasser umgeben und rechts lauert eine Bunkerlandschaft. Da braucht es Präzision. Bei Loch 6 muss aus einer Waldschneise heraus gespielt werden. Auch Loch 7, das schwierigste der Anlage, ist eine einzige Schneise mit stark von Bunkern bewachtem Green. Bei der 8. Bahn (Par 3) gilt es 120 m über einen kleinen Teich zu spielen auf ein Green, das pittoresk auf einer Waldlichtung liegt.
Schlagfertig ins Spielvergnügen

Eine Lektion Demut?

Die Back Nine befindet sich weithin hinter dem Hotel. Man steigt zum Tee 10 hinauf und hat fernab vom Wald eine freie Sicht mit schönen Ausblicken in die Landschaft. Die 10 hat einen blinden Abschlag über den Hügel hinweg, das Fairway der 11 hingegen hängt von links nach rechts. Mit der 13 erwartet den Spieler ein langes Par 3 (207m) mit einem heiklen Green.

Die Spannung bleibt auch auf den restlichen Bahnen erhalten. Nach dem 15. Loch führt der Weg auf einem langen Holzsteg über ein Feuchtbiotop und durch ein Waldstück zum sogenannten «Bermuda-Dreieck», gemeint sind die Löcher 16-18, bei denen auf rätselhafte Weise die Bälle verschwinden. Der nahezu romantische Weg dorthin kann zur mentalen Einstimmung genutzt werden, um neue Konzentration aufzubauen sowie ein paar Reservebälle parat zu machen. Hat man die drei anspruchsvollen Bahnen dann gemeistert, bietet die Clubhaus-Terrasse gute Gelegenheit zum Entspannen sowie von oben die Akteure auf gleich fünf Spielbahnen im Auge zu behalten und darüber hinaus den Blick auf die Alpen zu genießen.

Naturschutz

Eingebettet ist das Ganze in eine ländliche Umgebung mit altem Baumbestand, naturbelassenen Biotopen, Wasserläufen und schilfumsäumten Seen sowie einer vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt. Der Platz zählt zu den Anlagen mit einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Sport und Naturschutz. 2014-2020 wurde für über zwei Millionen Euro die Infrastruktur ausgebaut und der Platz sanft umgestaltet, so dass er nun offenere Spielbahnen hat und die Spielzeit um ein halbe Stunde verkürzt wurde. Die Greens tauen morgens schneller ab und müssen nicht mehr mit Handarbeit «abgetaut» werden. Um mehr Luft in den Moorboden zu bekommen, wurden die Fairways gesandet. Der Einsatz von Pestiziden zur Pflege geht nahezu gegen null, dafür wird mehr Naturdünger benutzt. Insgesamt sind am Rande der Spielbahnen riesige Biolandschaften entstanden.

Naturschutz
Zugaben

Zugaben

Es spricht wohl für ein effektives Management, dass jede Spielbahn der Anlage einen konkreten Sponsor hat, der auch öffentlich benannt wird: Einzelpersonen oder Firmen aus allen drei Ländern! Zudem wurde 2020 eine Aktion gestartet, um jeder Bahn einen individuellen Namen zu geben. Die Spieler wurden zur Kreativität aufgerufen, Namen zu finden, welche die jeweilige Bahn charakterisieren und dazu Gründe oder Storys zu liefern. Die Mitglieder reagierten rasch und fanden treffende, meist englische Titel. So werden die Bahnen 8 und 9 nun als «the beauty», bzw. «the beast» benannt. Bahn 4 nennt sich «heaven and hell» und Bahn 12 heißt «Dragon», weil die Bäume, wenn man von unten kommt, wie Drachen aussehen. Weiterhin dürfte es einen gewissen Seltenheitswert haben, dass eine Riesenschildkröte auf dem Golfplatz ihr Domizil hat. Mitunter kann man «Weissie» treffen, wenn sie auf Bahn 8 in der Sonne relaxt.

Insgesamt zeichnet sich Weissensberg durch einen charaktervollen Parkland Golfcourse mit sehr hohem Pflegestandart aus. Mitten auf dem Platz steht das «Golfhotel Bodensee», ein 2013 renoviertes Viersternhotel im Landhausstil und bietet, was der Golfer sucht: eine entspannte Atmosphäre, erstklassige Zimmer und Suiten mit Blick auf die Greens, Sonnenterrasse und Wellnessbereich sowie herzliche Gastfreundschaft. Da checkt man gerne ein.

Platzdaten

Golfclub Bodensee Weissensberg

Eröffnet:
1988
Typ:
Parkland/ Woodland
Designer:
Robert Trent Jones sen.
Platz:
18-Loch / Par 71
Damen:
CR 74,3 / Slope 137 / Länge 5.185 m
Herren:
CR 72,1 / Slope 141 / Länge 5.848 m
Gelände:
leicht hügelig mit Wasserhindernissen
Schwierigkeit:
anspruchsvoll
Fotos
Fotos: Die Bildrechte für den Platzes Bodensee-Weissensberg liegen bei Reinhard Fasching aus Bregenz (www.fasching.photo).

Adresse

Adresse:
Lampertsweiler 51 - D-88138 Weissensberg
Sekretariat:
+49 8389 89190
Mail:
info@gcbw.de
Internet:
www.gcbw.de/